„Wie gedenkt Europa? Geschichtspolitik und Erinnerungskulturen zum 100. Jahrestag des Ersten Weltkriegs“.

Mit dem Historiker Nicolas Offenstadt

Der 100. Jahrestag des Weltkriegs gibt Anlass, sich daran zu erinnern, dass der Erste Weltkrieg buchstĂ€blich ein weltweiter Krieg gewesen ist.  Dieser Krieg wĂŒtete nicht nur an der Marne oder in Verdun, die uns besonders als KriegsschauplĂ€tze im GedĂ€chtnis geblieben sind, sondern er betraf Millionen von Soldaten und Zivilisten entlang einer endlosen Front, von Ost bis West, in Asien, sowie in Afrika. Migration von Gastarbeitern, SoldateneinsĂ€tze und Völkerwanderungen haben dazu gefĂŒhrt, dass sich zahlreiche Einzelschicksale gekreuzt haben.

Welche Rolle spielt der Erste Weltkrieg heutzutage in der Erinnerungskultur der europĂ€ischen LĂ€nder? Wie Ă€ußert er sich im politischen Diskurs und in unserer Gedenkkultur? Weshalb beschĂ€ftigen sich manche LĂ€nder bis jetzt mit der Geschichte dieses Krieges, wĂ€hrend andere versuchen, die Erinnerungen an den Krieg aus ihren Köpfen zu verbannen?

Diese vielen Fragen wird der französische Historiker Dr. Hab. Nicolas Offenstadt in seinem Vortrag beantworten. Er ist MaĂźtre de confĂ©rences an der UniversitĂ€t Paris I PanthĂ©on-Sorbonne und forscht in einer epochenĂŒbergreifenden Perspektive zu den Praktiken von Krieg und Frieden im spĂ€ten Mittelalter sowie wĂ€hrend des Ersten Weltkrieges. Er hat unter anderem die Monographien Les FusillĂ©s de la Grande Guerre (2009), 14-18 La Grande Guerre dans la France contemporaine (2010), sowie gemeinsam mit AndrĂ© Loez La Grande Guerre. Carnet du centenaire (Albin Michel, 2013) veröffentlicht.

« Annes Schweigen Â». Ein TheaterstĂŒck von Doğan Akhanlı, aufgefĂŒhrt von Bea Ehlers-Kerbekian

Das StĂŒck erzĂ€hlt die Geschichte der in Deutschland aufgewachsenen TĂŒrkin Sabiha. Als Fremde zwischen den Kulturen fĂŒhlt sie sich zu tĂŒrkischen Nationalisten hingezogen. Als ihre Mutter (tĂŒrkisch: Anne) stirbt, entdeckt sie, dass zwischen deren BrĂŒsten ein armenisches Kreuz tĂ€towiert ist. Im Durchleben und Aussprechen der eigenen Konflikte kann Sabiha zu sich selbst finden und den Kreislauf von Gewalt und VerdrĂ€ngung, IdentitĂ€tsverlust und Isolation ĂŒberwinden.

Die Inszenierung und das Rahmenprogramm gehen ĂŒber die Frage des Völkermords an den Armeniern hinaus. Sie setzen sich mit den Folgen seiner VerdrĂ€ngung und den Möglichkeiten der IdentitĂ€tsfindung in den Folgegenerationen auseinander – ob in der TĂŒrkei oder im Ausland oder nach Ă€hnlichen Gewalterfahrungen weltweit. ‚Annes Schweigen’ möchte bewusst dort das Schweigen brechen, wo es (1916) angefangen hat.

Eintritt frei

Datum:

Donnerstag 21. Mai 2015 ab 18.30 Uhr

Kontakt:

Anmeldung erforderlich unter cafeberlinparis@dfjw.org

Eine Koproduktion von: Theater unterm Dach Berlin Prenzlauer Berg und Theater im Bauturm Köln

Gefördert durch:

Fonds Darstellende KĂŒnste e.V.

Die Stadt Köln. Der OberbĂŒrgermeister. Kulturamt.

KulturForum TĂŒrkeiDeutschland e.V.

Freunde des Volkes von Arzach (Karabach) e.V. 

Rosa Luxemburg Stiftung Nordrhein-Westfalen