Das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW) stand im Mittelpunkt des 5. Deutsch-Französischen Ministerrates, der in Paris stattfand. Zu Recht: Bundesministerin Renate Schmidt unterzeichnete gemeinsam mit ihrem französischen Amtskollegen Jean-François Lamour, den beiden Außenministern Joschka Fischer und Michel Barnier und dem Bevollmächtigten für kulturelle Angelegenheiten im Rahmen des Vertrages über die deutsch-französische Zusammenarbeit, Ministerpräsident Peter Müller, das Abkommen zur Reform des DFJW.
Zur Erinnerung: Anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Elyséevertrags und des Jugendwerks im Jahr 2003 hatten Abgeordnete von Bundestag und Assemblée Nationale beschlossen, das "schönste Kind des Elyséevertrags", wie das DFJW oft genannt wird, einer Evaluation zu unterziehen. Parallel dazu hatte eine deutsch-französische Expertengruppe im Auftrag der beiden Jugendminister das DFJW evaluiert. Beide hatten in ihren Abschlussberichten die erfolgreiche, wichtige und gute Arbeit des DFJW in den vierzig vergangenen Jahren gewürdigt. Gleichzeitig hatten sie Veränderungen in Zielen, Arbeitsweise und Struktur des Jugendwerks gefordert, damit sich das DFJW den Herausforderungen der Zukunft erfolgreich stellen kann. Basierend auf den Ergebnissen dieser beiden Berichte erarbeitete eine deutsch-französische Regierungsarbeitsgruppe unter Einbeziehung von Experten - so wurde die Personalvertretung unseres Hauses angehört, das Kuratorium beschäftigte sich bei seiner letzten Sitzung mit den Vorschlägen der Regierungsarbeitsgruppe, die Generalsekretäre waren beratend an ihren Arbeiten beteiligt - anschließend den neuen Abkommenstext. Die Reform schließt neben der vertraglichen Grundlage auch das Personalstatut, die Finanzordnung sowie die Struktur und Arbeitsweise des DFJW mit ein. Alle Texte sollen im kommenden Juli in Kraft treten.
Ziel der Reform ist es, das DFJW an die nach vierzig Jahren veränderten Rahmenbedingungen anzupassen. Dazu werden beispielweise die Ziele des Jugendwerks beschrieben (und nicht wie bisher die Gebiete, auf die sich die Tätigkeit des Jugendwerks erstreckt): interkulturelles Lernen, berufliche Qualifizierung, Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements oder auch die Förderung der Sprachmotivation. Die Konzentration auf die Ziele erlauben dem DFJW mehr Flexibilität, um auf Veränderungen vor Ort reagieren zu können. Hier ist die Rückmeldung der Partner, ohne die das DFJW seine erfolgreiche Arbeit nicht durchführen könnte, unentbehrlich. Wir sind weiterhin auf den inhaltlichen Dialog mit ihnen angewiesen und werden ihn pflegen.
Das neue Abkommen würdigt die erfolgreiche Arbeit des Hauses und unterstreicht gleichzeitig das in das DFJW gesetzte Vertrauen, aus dem "ein Kompetenzzentrum für die Regierungen beider Länder wird; es fungiert als Mittler und Berater zwischen den verschiedenen staatlichen Ebenen sowie der Zivilgesellschaft in Deutschland und Frankreich".
Außerdem wurde das bisherige Kuratorium in ein - erheblich verkleinertes - Entscheidungsgremium (den Verwaltungsrat) und ein Beratungsgremium (den Beirat) aufgeteilt. Der seit langem bemängelte potentielle Interessenskonflikt, der daraus entsteht, dass im Kuratorium Vereine und Verbände über den Haushalt des DFJW entscheiden und gleichzeitig Zuwendungsempfänger unserer Institution sind, wird damit ein für allemal aus der Welt geschafft.
Als weiteres innovatives Element der Reform wird es zukünftig zwei gleichberechtigte Generalsekretäre - einen Deutschen und einen Franzosen - geben, die ein gemeinsames deutsch-französisches Projekt vertreten und gemeinsam die Verantwortung dafür tragen. Das ist ein starkes politisches Symbol, unterstreicht es doch die erfolgreiche Zusammenarbeit eines deutsch-französischen Tandems.
Die Reform des Deutsch-Französischen Jugendwerks mit all ihren Bausteinen soll dazu beitragen, dass das DFJW wieder zur Avantgarde des internationalen Jugendaustauschs wird - so wie in seinen Anfangsjahren - und damit in der Zukunft eine noch wichtigere Rolle spielen wird, so wie es Bundeskanzler Gerhard Schröder im vergangenen Herbst formuliert hat.

Max Claudet
Generalsekretär

Eva Sabine Kuntz
Stellv. Generalsekretärin

Abkommen 2005
Fragen und Anworten