#3 Die Zukunft des deutsch-französischen Austausches in den französischen Überseegebieten

 

Stephan Martens

Die Départements et Régions d’Outre-Mer (DROM; Übersee-Departements und Regionen) im Atlantik, Pazifik und Indischen Ozean sind Teil von Frankreich und der EU. In den meisten dieser Gebiete wird das Potenzial der deutsch-französischen Beziehungen und der deutschen Sprache jedoch nicht ganz entfaltet. Deutschland ist in diesen Gebieten tatsächlich fast ausschließlich im touristischen Bereich vertreten. Wie lässt sich dieses Phänomen erklären und wie kann das Potenzial der deutsch-französischen Zusammenarbeit in den französischen Überseegebieten besser genutzt werden?

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Auf einen Blick

Die Überseegebiete gehören zu Frankreich und der Europäischen Union (EU), doch Deutschland ist kaum vertreten. Zu Frankreich gehören bis heute eine Reihe ehemaliger Kolonien, die über den Atlantik, den Pazifik und den Indischen Ozean verstreut sind: die Départements et Régions d’Outre-mer (DROM, Übersee-Departements und Regionen). Dazu zählen Guadeloupe, Martinique, Französisch-Guayana, La Réunion und Mayotte. Außer im Tourismus ist Deutschland in diesen Gebieten kaum vertreten. Nicht nur die Entfernung ist ein großes Hemmnis, auch die sozioökonomischen Bedingungen
erschweren den Austausch. Dazu gehören Armut, Arbeitslosigkeit, Ungleichheit und hohe Lebenshaltungskosten.

Die bemerkenswerte Dynamik von La Réunion
Eine große Ausnahme bildet La Réunion, wo sich die Deutschlehrenden schon seit langem engagieren und von der Grundschule bis zur Universität stabile Voraussetzungen für das Erlernen der deutschen Sprache geschaffen haben. Hier lernen knapp zwölf Prozent aller Schüler:innen Deutsch. Für Studierende gibt es zahlreiche Austausch- und Mobilitätsangebot.

In den DROM werden viele Sprachen gesprochen – aber nur selten Deutsch
In den DROM sind die Bewohner:innen meist zwei- oder sogar mehrsprachig. Neben dem Französischen sprechen sie Kreolisch und andere lokale Sprachen. Was sie an Fremdsprachen lernen, hängt vor allem vom  geografischen Umfeld ab: In der Karibik sind das Englisch, Spanisch und Portugiesisch; im Indischen Ozean Englisch, Arabisch und Chinesisch.
Auch Deutschunterricht wird angeboten, hat aber Mühe, sich zu behaupten. In den meisten französischen Überseegebieten lernt nur ein winziger Teil der Schüler:innen Deutsch. Aktive Programme zum Deutschlernen gibt es immerhin in der Hotel- und Tourismus-Ausbildung.

Ansatzpunkte für Veränderungen
Das wichtigste Ziel für die DROM ist die Schaffung einer integrierten Jugendpolitik, die den jungen Menschen mehr Kontakt mit der deutschen Sprache ermöglicht und die Institutionen der non-formalen Bildung einbezieht, also Sport, Kultur, Freizeit, Schulnetzwerke und Unternehmen. Zudem braucht es eine enge Zusammenarbeit zwischen
dem Grundschulbereich, der Sekundarschule und der Universität. Zentral ist zudem die Finanzierung. Die mit dem Austausch befassten Institutionen – darunter das DFJW – sollten verstärkt Mitabeiter:innen fördern, die in ihren 3 Verbänden oder Vereinen für die Umsetzung des deutsch-französischen Austauschs wichtig sind.

 

Stephan Martens ist Professor für Deutschlandstudien an der CY Cergy Paris Université und früherer Rektor der Académie de Guadeloup eund der Académie de Mayotte. Er ist Mitglied des Agora-Forschungslabors (CY Cergy Paris Université), assoziierter Forscher des Conseil québécois d’études géopolitiques (Université de Laval) und Mitglied des Lenkungsausschusses des Centre interdisciplinaire d’études et de recherches sur l’Allemagne (CIERA) in Paris.