Ganz im Gegenteil! Ich finde es umso wichtiger, denn auch wenn ich auf den ersten Blick keine direkte Verbindung zu Deutschland habe, bin ich der Ansicht, dass es für junge Europäer enorm wichtig ist, sich für ihre Nachbarn zu interessieren. Ich studiere dieses Jahr in Deutschland und habe die Gelegenheit beim Schopf gepackt, als das DFJW nach jungen Leuten aus Frankreich suchte, die am deutsch-französischen Sportsommer als Volunteer bei der EURO 2024 in Deutschland teilnehmen. Ich wurde für die Medienarbeit ausgewählt und eingesetzt. Das hat direkt mit dem Berufsfeld zu tun, in dem ich später arbeiten möchte.

Im Herzen der EURO – ein schöner Auftakt

Die Mediendienste sind in drei Bereiche unterteilt: Media Hub (wo die Journalisten arbeiten und Pressekonferenzen an den Spieltagen stattfinden), Pitch (Standort der Fotografen auf dem Spielfeld) und die Medientribüne. Vom ersten Spiel an konnte ich auf das Spielfeld gehen und Wasser an die Fotografen verteilen, den Medienvertretern helfen, sie auf der Tribüne platzieren und zu einem reibungslosen Ablauf der Pressekonferenzen beitragen. Das Ergebnis des Spiels war höchst unerwartet: 3:0 für Spanien gegen Kroatien, dessen Zuschauer den Großteil der Fans im Stadion ausmachten!

„Für welches Team bist du?“ – Eine häufige Frage unter Freiwilligen, auf die ich immer antworte, dass ich natürlich für Deutschland bin (gleich hinter Frankreich!). Möge das beste Team gewinnen!

Eine multikulturelle und mehrsprachige Erfahrung

In meinem Team sind wir etwa 15 Leute. Die meisten haben Deutsch als Muttersprache. Trotz einiger Ausnahmen tauschen wir uns also auf Deutsch aus und sahen uns gemeinsam den ersten Teil des EM-Eröffnungsspiels Deutschland-Schottland an. Meine Erfahrung bleibt dennoch multikulturell und mehrsprachig. Das hat vor allem mit all den Ländern zu tun, die während der sechs Spiele in Berlin waren (nach diesem Artikel bleiben mir noch zwei übrig: ein Viertelfinale und das Finale). Und das erste und vierte Spiel waren eine bleibende Erfahrung – mit deutlichen Unterschieden zwischen spanischen, kroatischen und italienischen Journalisten, aber auch angesichts der Anwesenheit der Zeitung L'Équipe, polnischen Medien und vielem mehr... 

Aber vor allem unvergesslich...

Mehrmals wurde mir angeboten, Aufgaben zu erledigen, von denen ich nie gedacht hätte, dass ich sie in meinem Leben machen würde! Am Einführungstag probten wir für die Zeremonie vor dem Spiel. Wir müssten auf beiden Seiten Podeste für die Ankunft der Teams aufstellen, damit die Fotografen während der Nationalhymnen Fotos machen können. Diese Aufgabe erledigte ich auch beim zweiten Spiel in Berlin (Österreich-Niederlande). Die Anzahl der Fans aus beiden Ländern war recht ausgeglichen. Die Atmosphäre im Stadion, die Zeremonie vor dem Spiel und die Hymnen hautnah zu erleben, ist nicht vergleichbar mit dem, was man im Fernsehen sieht. Ich hatte Tränen in den Augen!

Beim Achtelfinale Italien-Schweiz musste ich während der ganzen ersten Halbzeit am Spielfeldrand nachsehen, ob für die Fotografen alles in Ordnung war. Ich war auf der „richtigen“ Seite, direkt hinter den begeisterten Fans, und die Schweiz schoss ein Tor! Zu meinen Aufgaben gehörte es auch, den Journalisten während der Pressekonferenzen die Mikrofone zu reichen, damit sie ihre Fragen stellen konnten. Außerdem habe ich die Medienvertreter aus allen Ländern im Media Hub empfangen und ihnen in der Mixed Zone (Durchgang der Spieler zwischen den Umkleidekabinen und dem Verlassen des Stadions nach dem Spiel) bei den verschiedensten Anliegen geholfen. Ich platzierte die Medien auf der Pressetribüne (während der Spiele und der Trainingseinheiten der Mannschaften an den Tagen vor den Spielen).

In Berlin wurde alles dafür getan, um den Fans und Volunteers ein möglichst bleibendes Erlebnis zu bieten. Meine Erfahrung geht weit darüber hinaus, da der gesamte Service erstklassig war. An einem einsatzfreien Tag bin ich nach Berlin zurückgefahren, um mir mit Freunden, die ebenfalls Volunteers sind, das erste Spiel Frankreichs gegen Österreich in der Fanzone am Reichstag zu sehen. Im Freiwilligen-Zentrum habe ich dann auch das Achtelfinale zwischen Deutschland und Dänemark verfolgt. Ich habe beide Momente sehr genossen!

... und bereichernd

Mein Einsatz als Volunteer kann mir für meinen beruflichen Werdegang sehr nützlich sein. Ich danke dem DFJW für diese Möglichkeit. Nun verstehe ich besser, wie die Arbeit der verschiedenen Medienbereiche bei einem sportlichen Großereignis funktionieren. Ich kenne jetzt Presseagenturen aus den verschiedenen Ländern, die in Berlin gespielt haben. Denn unsere Aufgaben bestanden u. a. darin, den Einlass zu Pressekonferenzen zu kontrollieren und sicherzustellen, dass nur Journalisten mit Filmrecht Aufnahmen machen. 

Trotz einiger Schwierigkeiten

Ich kenne mich im Medienbereich und bei Sportveranstaltungen nicht gut aus, daher war es nicht immer ganz einfach. Außerdem war Frankreich kurz davor, in Berlin das Viertelfinale zu spielen. Sie sind allerdings nicht Gruppenerster geworden. Ich muss jetzt auf das Finale warten und hoffe, dass sie es erreichen.

Und dann?

In Berlin findet noch ein Viertelfinale (Niederlande-Türkei) und vor allem das Finale statt! Es wurden bereits Vorkehrungen für das Finale getroffen, da sehr viele Journalisten vor Ort sein werden.

Ende Juli und Anfang August geht der deutsch-französische Sportsommer in Paris weiter! Ich werde die Gelegenheit haben, an der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele und an einigen Wettkämpfen teilzunehmen. Dank des DFJW werden auch Freiwillige aus Deutschland diese Erfahrung machen können.

Ich bin 21 Jahre alt und komme aus Frankreich. Ich studiere dieses Jahr in Frankfurt (Oder) im ersten Jahr des Masterstudiengangs „Multimodalität – Diskurs – Medien“. Anfang des Jahres habe ich ein zweimonatiges Praktikum beim DFJW im Referat „Kommunikation und Veranstaltungen“ absolviert.

Lisa Besse
Studierende