Mit rund 8 Stunden Fahrtzeit, 3 großen Zwischenstopps (Frankfurt am Main, Karlsruhe und Straßburg) und 888 Sitzplätzen gesellt sich diese Schnellzugverbindung zu den bereits bestehenden 24 anderen täglichen Verbindungen zwischen Frankreich und Deutschland, welche seit 2007 von mehr als 32 Millionen Fahrgästen genutzt wurden. 

Wie auch letztes Jahr beim Nachtzug , durften wir auch dieses Mal erneut bei der Einweihungsfahrt dieser vielversprechenden neuen Verbindung dabei sein – kann der „Tagzug“ diesmal besser halten, was er verspricht?

 

Ein starkes Zeichen für die grenzüberschreitende Mobilität in Europa?

Die Direktverbindung Berlin-Paris ist für sich zwar neuartig, denn erstmals werden diese beiden Hauptstädte per Hochgeschwindigkeitszug direkt miteinander verbunden. 
Doch auf europäischem Niveau reiht sich diese vielmehr in einen Trend der (wiederaufgenommen) Direktverbindungen zwischen Metropolen ein – was aus ökologischer Sicht auch zwingend geboten ist, wenn man bedenkt, dass der ICE (wie auch in der Durchsage durch das Bordpersonal verkündet) auf der Strecke Berlin-Paris etwa 100 Mal weniger CO2 verbraucht als das Flugzeug.

Darüber hinaus stellt diese Verbindung laut Vorständen der SNCF und DB ebenfalls einen weiteren Beweis der deutsch-französischen Freundschaft“ dar und setzt damit ein „starkes Zeichen für das Zusammenwachsen Europas“ auf der Schiene.

Doch unter welchen Bedingungen scheint dieser Anspruch realistisch und wie haben wir diese Fahrt selbst wahrgenommen?



 

Brunch in Berlin, Apéro in Paris?

Nach feierlicher Einweihung am Pariser Gare de l’Est und am Berliner Hauptbahnhof starteten die Züge pünktlich um 9h55 (Paris) bzw. 12h02 (Berlin) ihre Reise ins jeweilige Nachbarland. Mit 8 Stunden ist es sicherlich keine kurze, aber durchaus komfortable Fahrt, bei der man es sich in den bequemen Sesseln des ICE 3 gemütlich machen kann.
Tatsächlich ergibt sich durch die neue Direktverbindung lediglich eine Zeitersparnis von rund 30 Minuten - allerdings wurde das komfortable Reisen ohne Umstiegsrisiko (zumindest zwischen Berlin und Paris) von den meisten Reisenden sehr wertgeschätzt. 
Anders als beim Nachtzug erhofft, wird diese Verbindung aber kaum Leute aus Gründen der Zeitersparnis allein dazu motivieren, statt dem Flugzeug künftig den Zug auf dieser Strecke zu wählen.

Trotzdem gaben viele der Befragten an, auch in Zukunft gerne auf diese Verbindung bei ihren Reisen zurückgreifen zu wollen - sofern der Preis denn stimme.

 

Über Preise, Verfügbarkeit und verpasste Anschlussschlüsse

Zunächst ist es positiv anzumerken, dass (wie offiziell angekündigt) Tickets einige Tage bzw. Wochen im Voraus tatsächlich für 59,99€ zu erhalten sind, was auch viele der Fahrgäste als Grund für ihre Reise mit dem Zug angeben haben.

Der Anspruch, eine klimafreundliche Alternative (vor allem auch bei weiteren grenzüberschreitenden Entfernungen) bieten zu können, ist jedoch nur aufrechtzuerhalten, wenn auch eine spontanere Buchung problemlos – mitsamt aller inländischen Rechte für verpasste Anschlussverbindungen – zu guten Preisen möglich ist.

Wie der Nachtzug kann auch der Tagzug diesem Anspruch unter gegebenen Umständen leider nicht gerecht werden: 

Zum einen übersteigt der Preis von spontaneren Buchungen Preise für Direktflüge teils um ein Vielfaches.
Zum anderen weisen die Buchungsplattformen von SNCF und DB große Unterschiede sowohl im Preis als auch in der Verfügbarkeit auf: Laut eigenen Recherchen kann der exakt gleiche Zug auf der Plattform des anderen Landes teurer oder sogar gar nicht mehr verfügbar sein.

Auch Anschlusstickets für andere Städte sind für diese Verbindung nur über die Plattform des betroffenen Landes erhältlich (wer beispielsweise über das gleiche Ticket von Berlin nach Rouen reisen will, müsste sein Ticket für den Anschluss Paris-Rouen zwangsweise über die SNCF buchen).

Letzteres ist besonders schade, da eine Anschlussverbindung auf dem gleichen Ticket erfahrungsgemäß zwingend notwendig scheint, um einen Anspruch auf Weiterreise bei grenzüberschreitenden Reisen gegenüber dem Personal der anderen Zuggesellschaft geltend zu machen. 

Zwar sind sowohl SNCF als auch DB Vertragsparteien des “Abkommen über die Weiterreise“ (Agreement on Journey Continuation – AJC), welches theoretisch gerade diese Fälle von separat gebuchten Tickets umfassen soll. 
In der Praxis konnten wir persönlich allerdings (trotz Verweis auf ebendieses Recht) keinen Anspruch beim Personal geltend machen – was wohl auch daran liegt, das dieses Abkommen den Allermeisten (inklusive dem Bahnpersonal) gänzlich unbekannt ist.

Die Probleme der Transparenz und Unterschiede bei der Verfügbarkeit und Preisgestaltung ließen sich aber mitsamt der Einbindung des eben genannten AJC wunderbar im Rahmen einer europäischen Buchungsplattform für Zugreisen lösen – eine Idee, die schon länger im Raum steht und auch explizit als eine der Verantwortlichkeiten des kürzlich ernannten EU-Kommissars für Nachhaltigen Verkehr und Tourismus, Apostolos Tzitzikostas, genannt wurde.

 

Ausblick


Die neue Direktverbindung stellt trotz aller Unzulänglichkeiten einen wichtigen Schritt zu einer klimafreundlicheren Mobilität in Europa dar. 

Grenzüberschreitende Züge scheinen gefragter denn je und erfreuen sich bei jung und alt immer größerer Beliebtheit. Auch an Bord kamen wir mit einer Vielzahl von Leuten ins Gespräch, die aus den verschiedensten Gründen ins Nachbarland reisten – aber allesamt eine bewusste Entscheidung für den Zug als klimafreundliches Verkehrsmittel angaben. 

Diesen Trend gilt es zu es zu stärken: Mit weiteren Angeboten wie dieser neuen Direktverbindung, aber auch durch eine Behebung bestehenden systemischer Schwächen.

Viele der bestehenden Probleme in Bezug auf Preis, Verfügbarkeit und Anschlussverbindungen lassen sich nämlich immer noch auf eine unzureichende Kooperation der nationalen Eisenbahngesellschaften zurückführen. Wir fordern deshalb erneut: Wir brauchen eine einheitliche europäische Buchungsplattform für Züge !

 

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Linus ist Juniorbotschafter des DFJW in der Region Auvergne-Rhône-Alpes und arbeitet zurzeit als Fremdsprachenassistent in Lyon.
Er ist leidenschaftlicher Sprachanimateur und Teamer von internationalen Jugendbegegnungen und verbringt (laut eigenen Angaben) die Hälfte seines Lebens im Zug.

Linus
DFJW-Juniorbotschafter
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Laëtitia ist seit drei Jahren Jugendbotschafterin des DFJW, und zurzeit für die Region Hauts-de-France und den Bereich "Diversität und Partizipation" zuständig. Sie ist vielfältig in den Bereichen Pädagogik, Animation und Kulturerbe tätig.

 

Laëtitia
DFJW-Juniorbotschafter
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Mamadou ist Jugendbotschafter des DFJW für die Regionen Ile de France und Normandie. 
Er hat einen Master-Abschluss in Finance & Investment bei der NEOMA Business School und interessiert sich neben seiner Arbeit im Bereich Risk and Compliance in Paris leidenschaftlich für Fragen der Jugend, Bildung und internationale Zusammenarbeit in Europa.

Mamadou
DFJW-Juniorbotschafter