weiterführende Schule

Als ich in die weiterführende Schule kam, entschied ich mich für das Fach Bildende Kunst. Jeder von uns hatte Aufgaben und wir führten in Gruppen Projekte durch. Obwohl ich überhaupt nicht gerne in die Schule ging, bot sich mir ein Ort, an dem ich an etwas glauben konnte, das es noch nicht gab, und auch an mich selbst glauben konnte.

Ich bin im französischen Département Hautes-Alpes aufgewachsen und habe davon geträumt, in Paris zu leben. 2020 habe ich an der ENSAD (École nationale supérieure des arts décoratifs – Nationale Hochschule für Dekorative Künste in Paris) angefangen. Ich habe dort zwei Jahre lang studiert, in denen ich viel gelitten und meinen Wert sowie meine berufliche Orientierung in Frage gestellt habe. Aus dieser Erfahrung habe ich extrem viel gelernt: Das Leben ist viel wertvoller als ein Abschluss, eine Schule oder ein Projekt. Kunst ja, aber nicht um jeden Preis.

Später habe ich sehr inspirierende Menschen kennengelernt. Mir wurde klar, dass ich aus dem Herzen leben, respektvolle Werte vertreten und deshalb mein Engagement auch auf mein Berufsleben ausweiten möchte. Ich habe mich nicht für eine künstlerische Laufbahn entschieden, um auf anderen herumzutrampeln, sondern um mein eigenes Glück zu finden und es mit meinen Mitmenschen zu teilen.

Cultures d’Avenir

Im Januar 2023 bin ich in das Programm „Cultures d'Avenir" aufgenommen worden. Es wurde vom Pariser Centre Pompidou, dem Haus der Berliner Kulturen der Welt (HKW) dem Centre de Cultura Contemporània de Barcelona (CCCB) und dem DFJW ins Leben gerufen und mitgestaltet. Das ist ein sechsmonatiges Programm rund um engagierte kollektive Kunstpraktiken mit 15 jungen internationalen Künstlern.

Ich hatte große Angst, den Anforderungen nicht gerecht zu werden. Ich hatte auch Angst, an einem englischsprachigen Projekt teilzunehmen, obwohl ich nicht komplett zweisprachig war. Die sechs Monate waren sehr bereichernd. Ich habe mich mit Künstler*innen und Mentor*innen mit vielfältigen Vorstellungen ausgetauscht, die sich für eine erträglichere Zukunft einsetzen. Diese Erfahrung hat mir gezeigt, dass ich meine Daseinsberechtigung habe. Ich kann Orte finden, an denen ich meine künstlerische Praxis weiterentwickeln kann, ohne zu leiden.

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Université populaire

Im Juni 2023 schloss ich mich der Residenz/Schulung „UPOP" (Université populaire) an. Sie wurde von Lolita Bourdet ins Leben gerufen und verfolgt das Ziel, junge Künstler*innen beruflich zu begleiten. Lolita ist Mitbegründerin des Vereins Les Cousines: ein 2014 in Montreuil bei Paris gegründetes Kollektiv visueller Künstler*innen, das sich für die Gestaltung von Orten für Kreation und Austausch mit der Öffentlichkeit einsetzt. Ich habe unzählige Dinge gelernt und Künstler*innen kennengelernt, die meine Freund*innen geworden sind. Wir haben gemeinsam Workshops für Kinder aus dem Viertel Morillon geleitet. Die Weitergabe von Erfahrungen liegt mir sehr am Herzen. Dinge weitergeben, die mir gefehlt haben.

Vermittlung

An der ENSAD war ich von Hunderten von Studierenden eine der wenigen nichtweißen Studierenden. Meistens, wenn ich mich an einem kulturellen Ort aufhalte, bin ich die einzige Person mit gemischter Hautfarbe. Langsam tut sich etwas, das ist mir bewusst, aber struktureller Rassismus ist eine Realität. Als ich jünger war, hatte ich kein Vorbild, das mir ähnlich war und mir bewies, dass ich in meinem Bereich Erfolg haben kann. Es ist von grundlegender Bedeutung, Kindern unabhängig von ihrer sozialen Herkunft und Hautfarbe zu vermitteln, dass sie Zugang zu Kunst und Kultur haben. Es ist von grundlegender Bedeutung, dass diese Kinder davon überzeugt sind, dass sie trotz der Diskriminierung, der sie ausgesetzt sind, über Grenzen hinweg träumen und sich Orte vorstellen können, in denen neue Möglichkeiten geschaffen werden.

Über dieses Thema habe ich neulich mit meiner Freundin Nour (@acmtnour) gesprochen. Es ist ihr wichtig, dass ihre Arbeit unter jungen Menschen verbreitet wird. Als sie mit dem Fotografieren anfing, wusste sie nicht, wo es sie hinführt. Nach und nach wurden ihr riesige Projekte anvertraut. Nour verbindet Menschen, Ideen und Interessen miteinander: Rap, Sport, Fotografieren... Das bewundere ich sehr.

Kunst, Kultur und Zeichnen

Kunst und Kultur können als starke, friedensstiftende Instrumente eingesetzt werden, um eine gerechtere Gesellschaft aufzubauen. Diese Instrumente sollen auch genutzt werden, um Ungleichheiten und Diskriminierungen abzubauen sowie das Selbstvertrauen junger Menschen zu stärken.

Ich zeichne nun schon seit mehreren Jahren. Durch die Farbe möchte ich Hoffnung vermitteln, durch das Schöne erfreuen und durch die Partizipation neue Horizonte eröffnen. Meine künstlerische Praxis ist ein starkes Element, das mich dabei unterstützt, die Welt durch ein optimistisches Prisma zu betrachten und fest entschlossen zu sein. Dieser Optimismus wird durch meine zwischenmenschlichen Beziehungen noch verstärkt.

Unsere Ausstellung

Zusammen mit Les Cousines findet vom 4. bis 26. April 2024 unsere Ausstellung „UPOP" in der Galerie éphémère in Montreuil statt. Ich fertige auch eine Freske an, die ab dem 27. April im Square Barbara in Montreuil zu sehen sein wird. Ein partizipatorisches Projekt, das Kinder zum Träumen bringen soll. Es ist inspiriert von einer Passage aus dem Essay Piratenökologie von Fatima Ouassak „Was begegnet Kindern auf ihrem Weg, wenn sie ihr Gebäude verlassen? Was sehen sie? Was riechen sie? Was hören sie? Wie ist ihre Umgebung?“ So soll die Stadt kindgerecht gestaltet werden: Platz zum Atmen, zum Ballspielen, zum Ausweichen, wenn nötig, zum Betrachten des Sonnenauf- und -untergangs.

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Adji Titus ist vor Kurzem nach Marseille gezogen ist. Sie zeichnet, indem sie Farben und Medien wie Bleistift, Ölpastell und Siebdruck mischt. Sie erforscht universelle Probleme und erzählt von ihrem Verständnis von menschlichen Beziehungen, um hoffnungsvolle Fantasiewelten zu erschaffen. 

Adji Titus
visuelle Künstlerin