Sur son blog, l'OFAJ donne la parole aux jeunes sur des thèmes qui leur tiennent à cœur. Découvrez leurs expériences, leurs idées et leurs réflexions.
Welche Themen sind eurer Meinung nach wahlentscheidend?
Robert:
Die Migration! Das ist tatsächlich ein Thema, das mich persönlich ärgert! Wir haben Gott weiß genug Themen, die wichtig sind und die nicht warten können. Unserer Wirtschaft geht es wirklich schlecht, die Demokratie ist angeschlagen. Und unbenommen, dass da Reformen nötig sind, überdeckt die Migration gerade alles. Ich hoffe, wenigstens junge Menschen wie Erwan und ich denken auch eine Minute an Europa und unsere Zukunft.
Erwan:
Nach dem Ende der Koalition im November 2024 hätte man erwartet, dass der Wahlkampf sich um Wirtschaftsthemen drehen würde, da grundlegende Meinungsverschiedenheiten das Ende der Regierung aus SPD, Grünen und FDP herbeigeführt hatten.
Auch wenn die Kaufkraft ein Thema bleiben wird, das die Wähler beschäftigt, hat eine Reihe von tragischen Ereignissen den Wahlkampf verändert. Die Debatte um die Migrationspolitik Deutschlands steht erneut im Zentrum. Entscheidend für den Wahlausgang wird sein, ob es den Parteien gelingt, Lösungen für die Sicherheit der Bürger anzubieten.
Migration, Sicherheit und Wirtschaft sind sicher die drei Themen, über die das Wahlergebnis entschieden wird.
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Welchen Stellenwert hat die Jugend bei diesen Wahlen?
Robert:
Politik und Jugend bedeutet immer, sich Gehör zu verschaffen. Wir gehen ja für unser Europa und unser Deutschland auf die Straße, zur Wahlurne, aber auch in das Ehrenamt. So platt das klingt, hat keine Generation mehr von der Zukunft als wir – aber wir gestalten sie nicht genug mit. Aufgrund der Demographie wird unser Einfluss bei der Abstimmung natürlich geringer sein als der mancher älteren Gruppen. Dennoch haben wir Gewicht und sollten selbstbewusst eintreten für ein Land, in dem wir miteinander leben und nicht gegeneinander. Aktuelle Themen kann die Jugend setzen, das hat Fridays for Future gezeigt! Wenn wir laut genug und möglichst mit einer Stimme sprechen, finden wir Gehör und können eine Brücke über die Kluft schlagen, die zwischen manchen Parteien und Akteuren besteht.
Erwan:
Wie so oft wird der Jugend in diesem Wahlkampf zu wenig Platz eingeräumt, da junge Menschen im Verhältnis nicht die entscheidendste Wählergruppe sind. Und so konzentrieren sich die meisten Parteien mit ihren Strategien auf andere Gruppen. Ergebnis: Obwohl seit mit den letzten Wahlen mehr junge Politiker:innen im Bundestag vertreten sind, spielen sie in der öffentlichen Debatte weiterhin kaum eine Rolle. Es sei denn, es geht konkret um jugendpolitische Themen. Als ob ihre Meinung nur bei diesen Themen einen Wert hätte. Ihren Positionen wird bei zentralen Themen wie Wirtschaft, Arbeitslosigkeit oder Renten selten große Beachtung geschenkt.
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Und was ist mit Europa bei all dem?
Robert:
Irgendwas kommt ja immer zu kurz und wie ich vorher meinte, sind das oft die wichtigsten Fragen. Meine große Hoffnung ist, dass den Menschen auffällt, wie wichtig Europa ist. Der Frieden, den wir haben, ist ja augenscheinlich nicht mehr garantiert. Das sehen wir jeden Tag in der Ukraine. Und auch, wenn wir über die EU reden, kriselt unsere vielleicht wichtigste Institution vor sich hin. Dabei ist Europa nicht nur für mich so unendlich wichtig und dafür lohnt sich jedes Engagement!
Erwan:
Selten wurde bei einer Bundestagswahl die EU so schlecht dargestellt. Zum einen machen Parteien Themen, die eigentlich unter europäische Verantwortung fallen, zu nationalen Angelegenheiten. Zum anderen schieben sie die Schuld der EU zu, wann immer es ihnen gelegen kommt.
Im September letzten Jahres führte die Regierungskoalition Grenzkontrollen ein und verstieß damit gegen das Schengener Abkommen. Der Kipppunkt der Kampagne war aber, als der Kanzlerkandidat der CDU offen Maßnahmen vorschlug, die gegen europäisches Recht verstoßen (dauerhafte Grenzkontrollen; systematische Zurückweisung an der Grenze, auch bei Erbitten um Asyl; massenhafte Abschiebehaft ...) und, ganz bewusst, der EU und Mängeln in ihrem System die Verantwortung zuschob.
Das schadet dem Image der EU leider enorm und trägt nur dazu bei, das Misstrauen der Bürger in die EU zu verstärken. Deutschland, die treibende Kraft der europäischen Integration, vermittelt heute das Bild eines Landes, dass sich nach außen verschließt und das vergisst, dass Lösungen nicht durch nationale Egoismen, sondern europäisch erarbeitet werden.
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Die „Brandmauer“ ist gefallen und damit ein Tabu, Elon Musk zeigt den Hitlergruß und unterstützt offen die AfD, es sind immer mehr Fake News im Umlauf, dazu der Einsatz von KI: Wie beurteilen Sie die jüngsten politischen Entwicklungen?
Robert:
Eine Einmischung in die Politik anderer Länder gehört sich nicht. Das gilt für Elon Musk genauso wie für die Bemitleidenswerten unter uns, die ihrer Stimme keine 400 Milliarden Dollar Gewicht verleihen können.
Fake News sind ein Kapitel für sich, gerade mit dem Streit darüber, wessen Wahrheit gilt. Hier braucht es aber einen klugen Kurs zwischen stumpfen Verboten von Meinungsäußerung und Verhinderung von Desinformation. Jugend und Politik ist in meiner Wahrnehmung nochmal aufgeladener und polarisierter als bei den älteren Jahrgängen. Da müssen wir uns selbst auch mal daran erinnern, durchzuatmen und zuzuhören.
Die Brandmauer betrifft mich – da ich über die Thüringer Minderheitsregierung promoviere – besonders. Da möchte ich mich nur ungern auf vier Zeilen äußern. Gute Argumente gibt es aber für beide Positionen. Wer einmal die AfD-Fraktion im Bundes- oder Landtag erlebt hat, wird aber zumindest ängstlich ob der Entwicklung sein.
Erwan:
Ich bin besorgt, weil ich den Eindruck habe, dass wir gerade einen entscheidenden Kampf zu verlieren drohen: den Kampf um die Wahrheit. Lügen, Verzerrungen, Verleumdungen ... Desinformation ist nicht mehr die Ausnahme, sondern die Norm. Schlimmer noch, sie wird von mächtigen Personen wie Elon Musk oder Donald Trump, die jegliche Grenzen überschreiten, noch gefördert.
Genau in diesen Momenten bräuchten wir ein starkes und geeintes Europa, das in der Lage ist, die Werte zu verteidigen, die die Stärke unsere Demokratien ausmachen. Doch stattdessen ist Europa angeknockt, geschwächt durch das politische Chaos in Frankreich und Deutschland.
Dennoch macht es mir Hoffnung, dass es immer Menschen geben wird, die bereit sind, sich zu engagieren, zu demonstrieren und zu protestieren - selbst wenn sie eines Tages nur noch eine Minderheit sein sollten. Angesichts des Lärms des Populismus und des Zeitalters der Postfaktizität kann man nur hoffen, dass es immer Stimmen geben wird, die sich dagegen erheben. Die Frage ist nicht mehr, ob die Wahrheit bedroht ist. Das ist sie. Entscheidend ist, wer noch den Mut hat, sie zu verteidigen.
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Welche Konten auf Social Media verfolgt ihr bzw. empfehlt ihr für Informationen zu Politik und den Bundestagswahlen?
Robert:
Ich bin mit meinen 29 Jahren natürlich am oberen Altersende der Jugendpolitik. Da halte ich es mit Markus Lanz als Talkshow, weil da mehrfach die Woche hochkarätige Gäste Einsichten zur Wahl geben. Darüber hinaus gibt es auch viele tolle Podcasts, zum Beispiel „Machtwechsel“. Social Media nutze ich hinsichtlich der Wahl weniger, #soederisst einmal ausgenommen ;)
Erwan:
Um die Entwicklung der Wahltrends zu verfolgen, habe ich die wichtigsten Meinungsforschungsinstitute abonniert, die regelmäßig zuverlässige Daten zur Stimmung in der Bevölkerng veröffentlichen. Ich folge auch Accounts der großen deutschen Medien, wie Der Spiegel, Die Welt oder Tagesschau, die fundierte Analysen bieten und dabei Distanz zu den politischen Herausforderungen halten.
Auch Accounts von großen Parteien und einzelnen Abgeordneten sind interessant, um politische Strategien und Diskurse aus erster Hand mitzubekommen. Es ist jedoch unerlässlich, einen kritischen Blick auf diese Inhalte zu haben.
Generell ist es wichtig, verschiedene Quellen zu vergleichen und sich nicht nur auf eine Stimme zu verlassen: Das ist der beste Weg, um gut informiert zu bleiben. Soziale Netzwerke sind ein mächtiges Werkzeug, aber sie sollten mit Bedacht eingesetzt werden.
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Was muss geschehen, um die Jugend, die überproportional extremistische Parteien wählt, zurückzugewinnen?
Robert:
Das ist zugleich einfach und schwierig. Die Parteien der demokratischen Mitte müssen sich darauf besinnen, dass der Gegner an den Rändern und nicht in der Mitte des Parlaments sitzt. Erst, wenn die Krisen gelöst sind, löst sich auch das Extremismusproblem. Die jungen Menschen wählen ja nicht aus Spaß Extremisten, sondern weil die demokratischen Akteure ihnen keine Lösungen präsentieren, die sie abholen. Deswegen wird wichtig, dass wir nicht untereinander streiten, sondern uns engagieren und Lösungen finden!
Erwan:
Man kann sich empören. Man kann beunruhigt sein. Vor allem aber können wir handeln.
Wenn sich Teile der Jugend der extremen Rechten zuwenden, dann deshalb, weil sie für ihr Unbehagen keine anderen Antworten finden. Misstrauen, Frustration und das Gefühl, vergessen zu werden: Das ist der Nährboden, auf dem radikale Diskurse gedeihen.
Wir müssen zerbrochene Verbindungen wieder aufbauen. Meiner Meinung nach spielt politische Bildung dabei eine maßgebliche Rolle, Pädagogik, Aufklärungsarbeit und mehr Politik für junge Menschen. Die Weitergabe des kollektiven Gedächtnisses ist von entscheidender Bedeutung. Wir müssen uns viel mehr bemühen, es zugänglicher, greifbarer und unbestreitbarer zu machen. Initiativen wie Cartorik vom DFJW weisen da den Weg.
Um diese jungen Menschen zurückzugewinnen, müssen wir unseren Ansatz ändern. Wenn wir sie als verlorene Wähler behandeln, sind wir zum Scheitern verurteilt.
An dieser Stelle kommt der Zivilgesellschaft und den Akteuren der Jugendarbeit eine wichtige Rolle zu, wenn es darum geht, junge Menschen mit der Politik zu versöhnen. Wir haben die Verantwortung, den Dialog wieder aufzunehmen und jungen Menschen einen Raum zu geben, in dem sie sich einbringen können.
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Erwan engagiert sich seit seiner Schulzeit beim DFJW als Juniorbotschafter und sitzt auch im Beirat des DFJW. Dieses Jahr schließt er ein Doppel-Bachelorstudium bei Sciences Po Paris und der Freien Universität Berlin in Geistes- und Sozialwissenschaften ab. Darüber hinaus ist er in der parteiübergreifenden Vereinigung der Jeunes européens (Junge Europäische Föderalist:innen) aktiv und in dessen Bundesvorstand für europäische Beziehungen zuständig.
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Wie Erwan ist auch Robert von den Mandatsjahren her „JuBo-Opa“. Er promoviert über Mehrheitsbildung bei Minderheitsregierungen. In seiner Freizeit spielt er Schach, läuft, schwimmt, fährt Fahrrad und zwischendurch engagiert er sich bei DFJW, Deutscher Schachjugend und auf Lokalebene für eine bessere Welt.